Ein Fund, den es nicht geben dürfte

Es sieht aus wie eine gewöhnliche Kartoffel im Miniaturformat, und eigentlich dürfte es gar nicht existieren. Denn das Erbgut des Bakteriums, das Forscher der NASA in einem kalifornischen Salzsee entdeckten, besteht teilweise aus Arsen. Bisher galt das unter Wissenschaftlern als unvorstellbar.

Von Nicole Markwald, RBB-Hörfunkstudio Washington

GFAJ-1 - so heißt die Entdeckung von Felisa Wolfe-Simon und ihren Kollegen am Astrobiologie-Institut der NASA. Das Bakterium sieht nach zig-facher Vergrößerung aus wie eine gewöhnliche Kartoffel. Und doch ist es etwas ganz und gar Besonderes, wie Forscherin Wolfe-Simon enthusiastisch erklärt.



Winzig klein, und doch von großer Bedeutung für die Wissenschaft. Denn eigentlich dürfte es das Bakterium GFAJ-1 gar nicht geben.
Bislang gingen Biowissenschaftler davon aus, dass organisches Leben nur mit diesen sechs chemischen Bausteinen möglich ist: Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff, Stickstoff, Phosphor und Schwefel. Nun haben die Forscher aber ein Lebewesen entdeckt, das einen der zentralen Bausteine irdischen Lebens durch ein anderes Element ersetzt.

Das Bakterium GFAJ-1 kann auf Phosphor verzichten und frisst stattdessen Arsen. Die Mikroorganismen, die vom Grund des stark salz- und arsenhaltigen Mono Lake in Kalifornien stammen, passen sich an. Sie bauen es sogar in die Moleküle ein, aus denen sie bestehen und nutzen das Arsen, um zu wachsen. Faszinierend, findet Forscherin Wolfe-Simon, denn nichts hätten wachsen dürfen.
"Etwas, was wir für unvorstellbar gehalten haben"

Die Entdeckung stellt wissenschaftliche Vorstellungen von Leben grundsätzlich in Frage. Bislang sei man davon ausgegangen, dass so etwas unmöglich sei, sagt Bill Nye von der amerikanischen Planetary Society. Nun stellen sich neue Fragen über Leben anderswo. Vielleicht lassen sich neue Beweise über andere Lebensformen finden, so Nye auf CNN.



Der Mono Lake in Kalifornien. Hier ist das ungewöhnliche Bakterium zu Hause.
Schon die Pressemitteilung der NASA hatte im Vorfeld für Furore gesorgt: Man kündigte eine Entdeckung auf dem Gebiet der Astrobiologie an, die 'Auswirkungen auf die Suche nach Beweisen für außerirdisches Leben haben wird'.

Jill Tarter ist Direktorin am SETI-Forschungszentrum, hier wird nach außerirdischer Intelligenz geforscht. Sie hält die Entdeckung für einen großen Fortschritt: "Ich bin mir nicht sicher ob man es eine außerirdische Lebensform nennen sollte. Es ist eine Anpassung an das, was wir bisher als Leben verstehen. Etwas, was wir für unvorstellbar gehalten haben. Auf alle Fälle wachsen damit die Möglichkeiten, wo Leben entstehen kann."

Nun müsse man bei der Suche nach neuem Leben umdenken, nicht nur, was Lebewesen auf der Erde betrifft, sondern auch im Rest des Universums. Das zu finden, glaubt Forscherin Wolfe-Simon, sei nur eine Frage der Zeit.